Nikolai Schmidt, Betrei­ber der Platt­form www.supperclubbing.com und Teil­neh­mer der vega­nen Woche des Per­fek­ten Din­ners bei Vox.

Nikolai Schmidt, Betrei­ber der Platt­form www.supperclubbing.com und Teil­neh­mer der vega­nen Woche des Per­fek­ten Din­ners bei Vox.

Theresa von Berlin-Vegan interviewt Nikolai Schmidt, Betreiber der Plattform www.supperclubbing.com und Teilnehmer der veganen Woche des Perfekten Dinners bei Vox.

Theresa von Berlin-Vegan: Erzähl uns doch erst einmal kurz was über dich: Wie bist du zum Veganismus gekommen?

Nikolai Schmidt: Zum Veganer bin ich vor vier Jahren geworden. Vorher war ich schon ein Jahr Vegetarier. Die Mutter meiner Ex-Freundin war Vegetarierin, und das war für mich der erste Kontakt mit dem Thema Vegetarismus. Der Vater meiner Ex-Freundin hat sich wiederum sehr intensiv mit Wasseraufbereitung beschäftigt, und das Thema hat mich dann nicht mehr losgelassen, weil unser Trinkwasser ja durch die Tierhaltung sehr belastet wird. Und irgendwann war es dann quasi unausweichlich für mich, Vegetarier zu werden, weil ich es ethisch nicht mehr verantworten konnte, Fleisch zu essen. Eine Mitbewohnerin von mir hat dann gesagt, dass es ethisch nur verantwortlich sei, komplett auf tierische Produkte zu verzichten. Gemeinsam als WG haben wir das Experiment gemacht, einen Monat vegan zu leben und sind gleich vor lauter Begeisterung über die neue Geschmackswelt dabei geblieben.

BV: Wie reagiert Dein sonstiger Freundeskreis auf Deine vegane Lebensweise?

N: Positiv. Ich habe mal einen Radiobeitrag von dem Herausgeber von ProVegan gehört, der sagte, dass er keine nicht-veganen Freunde mehr habe, weil er ja auch keine Nazis als Freunde habe. Das fand ich sehr radikal. Meine Freunde sind auch nach wie vor meine Freunde, egal wie sie sich ernähren. Einige haben durch mich angefangen, sich mit dem Thema Veganismus auseinanderzusetzen und sind tatsächlich vegan geworden, weil sie gesehen haben, dass man als Veganer auch lecker essen kann und geschmacklich auf nichts verzichten muss.

BV: Wie kam es dann dass Du beim perfekten Dinner bei Vox mitgemacht hast?

N: Ich hatte den Castingaufruf bei Facebook gelesen und mich beworben. Daraufhin bekam ich den Anruf von einem Castingagenten, der mir ein paar Fragen gestellt und mich um ein Foto gebeten hat. Darauf folgte noch ein ausführlicheres Telefoninterview und schließlich kam ein Probekamerateam bei mir vorbei, das mich bei einer kurzen Essenszubereitung gefilmt und mir ein paar Fragen gestellt hat. Kurze Zeit später kam die Zusage.

BV: Dass Vox dem Veganismus eine ganze Woche des perfekten Dinners gewidmet hat, ist ja ein Anzeichen dafür, dass die vegane Lebensweise sich immer mehr dem gesellschaftlichen Mainstream annähert. Findest Du das gut? Oder siehst Du das eher kritisch, weil jetzt viele Menschen dem Trend Veganismus folgen, weil es gerade irgendwie schick ist und nicht etwa aus ethischen Gründen?

N: Ich bin da eher pragmatisch. Es ist besser für die Tiere, je mehr Menschen vegan leben – aus welcher Motivation heraus sie sich so ernähren, kann den Tieren egal sein. Je mehr Menschen vegan leben, desto mehr Anreiz hat die Industrie, vegane Produkte herzustellen, und so verbreitet sich der Veganismus immer weiter in der Gesellschaft. Aber man muss zwischen veganer Ernährung und veganer Lebensweise unterscheiden. Bei der veganen Lebensweise gehört unter anderem auch dazu, dass man aus ethischen Gründen auf den Kauf von Leder verzichtet.

BV: Wie fandest Du die Idee von Vox, Attila Hildmann die Sendung kommentieren zu lassen?

N: Für den Trendcharakter der Show fand ich es ok, aber ich hab keine persönliche Beziehung zu ihm und hab auch seine Kochbücher nicht gekauft. Es war mir ehrlich gesagt egal.

BV: Fandest Du seine Kommentare angebracht? Ist es Deiner Meinung nach zu begrüßen, dass Attila Hildmann quasi zum Gesicht des Veganismus in Deutschland geworden ist?

N: Als die Sendung im Fernsehen lief, habe ich mich schon etwas fremdgeschämt für seine Kommentare über veganen Sex etc., aber im Endeffekt hat dadurch die Sendung wahrscheinlich mehr Menschen erreicht. Ich würde mir aber wünschen, dass nicht Attila Hildmann das Gesicht des Veganismus wäre. Vielmehr glaube ich, dass es nicht einer bestimmten Person bedarf, um den Veganismus zu bewerben. Ich sehe den Veganismus immer als gemeinschaftliche Bewegung, eine Mischung an Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Die Masse ist auf keinen Fall homogen. Es gibt auch nicht nur einen Typ Veganer, wie man beim perfekten Dinner sehen konnte. Jeder könnte das Gesicht des Veganismus sein, nicht nur der muskulöse Kochbuchautor, sondern auch Erika Mustermann von nebenan.

BV: Was hast Du denn beim perfekten Dinner gekocht?

N: Zum Aperitif gab es einen selbst ausgedachten Cocktail, den ich „Berlin Cooler“ genannt habe, bestehend aus Ingwer, Zitrone und Mineralwasser, aber in dieser Konstellation ohne Alkohol. Zur Vorspeise gab es mit Bärlauchpesto gefüllte Pfannkuchenschnecken an Walnuss-Chili-Schaum, gefolgt von einem Pilzgulasch mit hausgemachten Spätzle und Vollkorncroutons. Mein Nachtisch hieß „Mousse au Chocolat trifft Erdnussfudge unter einem Beerenregen“.

BV: Warst Du sehr nervös, als Du dran warst?

N: Nee.

BV: Ist das nicht eine komische Situation, wenn man bei fremden Leuten zum Essen eingeladen ist und da noch ein Kamerateam rumsteht und einen beim Essen filmt?

N: Ja, besonders der erste Tag war etwas merkwürdig. Von Vox standen zwei Kamerateams mit jeweils drei Leuten neben dem Tisch – also Interviewer, Kameramann und Tontechniker – und schauten uns beim Essen zu.

BV: In Berlin hast Du ja einen veganen Supper Club angeboten. Kannst Du uns das Konzept der Supper Clubs mal genauer erklären?

N: Ein Supper Club ist so etwas wie eine Mitfahrgelegenheit, nur für Essen. Man lädt Leute zu sich nach Hause ein, die man bei sich im Wohnzimmer bekocht, vom Ein-Gang- bis Zehn-Gänge-Menü ist alles möglich. Meine Freundin und ich haben uns beim Veggie-Speeddating vom VEBU kennengelernt. Wir wollten anderen Veggie-Singles auch die Möglichkeit geben, Gleichgesinnte kennen zu lernen, woraufhin wir dafür einen eigenen Supper Club ins Leben gerufen haben.

BV: Und ward Ihr erfolgreich in Sachen Verkupplung?

N: Und wie. Es haben sich mindestens drei Paare gefunden, und bei einigen anderen Teilnehmern gab es zumindest noch Folgedates.

BV: Du bist ja jetzt nach München gezogen. Wie veganer-freundlich ist die Stadt?

N: Es gibt tolle vegane Restaurants in München, bspw. das Gratitude, das sehr lecker ist. Sie bieten eine raffinierte Küche an, die tolle Elemente kreativ miteinander kombiniert.

BV: Wirst Du dort auch einen veganen Supper Club anbieten?

N: Ja, wir wollen auch in München wieder vegane Supper Clubs anbieten, die wir wieder auf superclubbing.com veröffentlichen werden. Dann aber nicht unbedingt Single-Supper-Clubs, weil es in München nicht so viele vegane Singles gibt wie in Berlin.